Weser8geocaching’s Blog

Geocaching – nicht nur im Weserbergland

Geocaching mit Schulklassen – aber wie?

Posted by wese8geocaching - 20. Januar 2009

Motivation für Schulklassen

Vor einigen Tagen bekam ich eine Anfrage, wie und ob Geocaching mit einer Klasse zu realisieren sei. Man könne sich ja hier und da einen GPS-Emfänger ausleihen. Doch wie viel brauche man und wie liefe es organisatorisch?

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht

Zunächst scheint es positiv, dass die Pädagogen von heute auch den Reiz von außerschulischen Lernorten nutzen wollten. Gerade in den Fächern Erdkunde und Mathematik bietet das Orientieren auf der Erde eine (möglicherweise) lohnende Anwendung von Winkelberechnungen, Entfernungsabschätzungen, Peilen und anderen Arbeiten des Navigierens. Auch die Orientierung mit Hilfe von Landkarten und das Lesen solche topografischer Werke kann nicht schaden.

Praktisch ergeben sich jedoch häufig leichte Irritationspunkte, zum einen auf Seiten von Schule-Lehrer, dann zwischen Lehrer-Schüler und Lehrer-Schüler-Eltern-Community.

Spannungsfeld Schulleitung – Lehrer

Zunächst einmal sind Vorbereitungen zum Geocaching ja im Unterricht nur sinnvoll, wenn sie entsprechend vorbereitet wurden. Bei heutigen Lehrplänen sind die zur Verfügung stehenden Stunden rar, und damit die Zeit dafür. Außerdem muss der (geocachende) Lehrer gegenüber der Schulleitung häufig eine Erlaubnis für solche Exkursionen einholen und es bedarf zumeist eines zweiten Pädagogen, um die Aufsichtspflicht zu gewährleisten. Hinzu kommt, dass der Aktionsradius in der normalen Unterrichtszeit stark eingeschränkt sein dürfte. Unterrichtsstunden dauern je nach Klassenstufe entweder 45 Minuten oder sind im Doppelpack mit 90 Minuten vorhanden – abzüglich Hin- und Rückweg zum Cache bleiben dann möglicherweise jeweils nur 10-15 Minuten. Ein weiteres Manko hängt mit der Aufsichtspflicht zusammen, nämlich die Absicherung der Schüler durch die Pflichtversicherung der Schulen während der Unterrichtszeit. Wenn während der Unterrichtszeit ein Unfall passiert, sollten die Schüler versichert sein, bei Freizeitbeschäftigungen während der Unterrichtszeit sind sie es häufig jedoch nicht.

Kommen beim Geocaching GPS-Empfänger zum Einsatz, was die Regel ist, stellt sich auch das Problem der Haftung für Schäden an den Geräten. Wenn Lehrer oder Schüler die Geräte beschädigen, werden sie regelmäßig mindestens zum Schadensersatz verpflichtet.

Ein Cachetyp eignet sich besonders gut, um ihn zur Förderung von geografischen Kenntnissen einzusetzen, der Earthcache. Dieser Cachetyp fordert von den Erstellern neben guter Recherche des Ortes auch Englischkenntnisse und Kreativität beim Fragen stellen ab. Somit werden die gewonnenen Erkenntnisse gleich umgesetzt. Außerdem sind solche Caches sehr wartungsarm, da keine Behältnisse versteckt werden müssen.

Schüler und Lehrer – ab nach draußen?

Bevor es ab in die Natur gehen kann, ist es nötig, sich über die Aufgaben mit den Schülern abzustimmen und einen Zeitplan für die zu erledigenden Dinge zu stecken. Darunter fallen zum Beispiel:

  • Vorbereitung von Referaten über Geocaching: Herkunft, Cachetypen (z.B. Earthcache), Cachegrößen (für Schüler gerne Regular/normal), Plattformen, Trends

  • Referate zu obigen Aspekten halten

  • Vorbereiten von eigenen Cacheideen

  • Umsetzen eigener Cacheideen in Gruppenarbeiten

  • Legen der Caches

  • Gemeinsame Suchaktion der jeweils anderen Caches

  • Veröffentlichung der Caches auf den Plattformen

  • Gemeinsame Abschlussfeier: Siegerehrung o.ä.

Günstig ist Geocaching in diesem Zusammenhang zur Motivation einsetzbar, da es zur Abwechslung nach der Cacheerstellung nach draußen geht.

Es kann auch Schüler geben, die lieber den gewohnten Unterricht mitmachen, dafür muss es dann eine Möglichkeit der Beschäftigung geben. Aber natürlich nur, wenn nicht sowieso Wandertag ist. Nicht betrachtet werden hier Schüler, die sowieso schon mit akuten Disziplin- und Motivationsproblemen hadern. Für und mit diesen ist Geocaching vermutlich im schulischen Umfeld nur schwierig umzusetzen.

Geht nicht an meine Caches – wenn Muggels Cachen gehen …

Von Seiten der bereits aktiven Cacher ist häufiger zu lesen, dass sie ‚Verbrennungsaktionen‘ wie das Angehen ihrer eigenen Caches durch Horden von Muggels (wie Schulklassen) nicht mögen. Da viel Arbeit in Vorbereitung und Wartung von Caches stecken kann, wollen sie nicht unbedingt jeden Cache alle 3 Tage neu legen. Hinzu kann der Effekt kommen, wenn ein Schüler Gleichaltrigen und Eltern von diesem interessanten Zeitvertreib erzählt und in der Folge viele neue Cacher die Dosen Caches an Orte verstecken zurücklegen, auf die der Eigentümer (Owner) selbst nie freiwillig gegangen wäre.

Außerdem wird befürchtet, dass Geocaching über solch offensive Öffentlichkeitsarbeit bald der Reiz abhanden kommen könnte. Der Reiz liegt auch darin, nicht an jedem Ort von Muggles als Geocacher erkannt zu werden. Geocaching ist häufig eine Individualsportart, zum Teil zwar in Teams, aber selten vereinsmäßig unternommen wird.

Letzlich kommt es daher für Schulklassen nur in Frage, selbst Caches in Gruppen zu verstecken und bei weiterer Lust individuell in die Datenbanken geocaching.com und opencaching.de einzustellen.

Ein externer Cacher mit einiger Erfahrung im Verstecken könnte als externer Ansprechpartner dienen.

Was machen Sie denn im Unterricht mit unseren Kindern?

Auch eine gute Elternarbeit gehört mitunter bei einem Projekt wie dem Geocaching in der Schule dazu. Mitunter geht die Elternvorstellung in die Richtung, dass der Nachwuchs etwas ‚Vernünftiges‘ in der Schule lernen solle. Daher ist es gut, den Eltern kurze schriftliche Informationen zum geplanten Vorhaben (möglichst mit Zeiten) zusammen mit der Einverständniserklärung für den Ausflugmit auf den Weg zu geben. Wenn der elterliche Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung auch sehr gering sein kann, es lohnt sich die Eltern auch mit einzubinden. Im Unterricht selbst ist die Meinung der Eltern ohnehin häufig durch die Äußerungen der Schüler zu erfahren.

Die Kosten

Last but not least entstehen bei der Entleihe von GPS-Empfängern Kosten, wie auch beim Legen von Caches. Darüber sollte man sich vorab im Klaren sein, und eine entsprechende Kalkulation erstellen. Am besten ist dabei das Pro-Kopf-Verfahren, bei dem die Gesamtkosten/Teilnehmer zu einem Teilnehmerbeitrag umgerechnet werden.

Vorhandenes Material für Lehrer

Für amerikanische Erdkundelehrer und Englisch verstehende Lehrer gibt es unter http://www.geosociety.org/Earthcache/teacherGuide.htm auch eine Zusammenstellung nützlicher Unterrichtsvorschläge, zugeschnitten auf die amerikanischen Gegebenheiten. Ansonsten empfehlen sich die gängigen Foren wie www.geoclub.de, um einfach eine Frage abzusetzen.

Alternativen: Arbeitsgemeinschaft, Projekt und Wandertage

Es bieten sich insbesondere Wandertage und Klassenfahrten für das Geocaching an, wo man einen ganzen Tag oder bei einer Projektwoche mehrere Tage in Richtung Geocaching arbeiten kann. Außerdem ist auch eine Arbeitsgemeinschaft (kurz AG) geeignet. Eine AG hat den Vorteil, dass erfahrenere Geocacher unabhängig von der Klassenstufe anderen Mitschülern helfen können und diese Aktivitäten nicht im Unterricht stattfinden müssen.

Praktischer Weg zur Lösung

Ein möglicher Weg kann darin bestehen, zunächst mit der Schulleitung Rücksprache zu halten und sie über Geocaching und die möglichen Pläne damit zu informieren. Günstig wäre es, wenn die örtliche Touristeninformation oder ein Fahrradgeschäft die GPS-Empfänger zu erschwinglichen Preisen entleiht. Da besonders in den warmen Jahreszeiten mit vielen Radtouristen zu rechnen ist, braucht es häufig eine Reservierung von Geräten im Vorfeld. Optimal ist ein Gerät für 4-5 Schüler (am besten ein günstiges Einsteigergerät mit schwarz-weiß-Darstellung ohne Karte), wie zum Beispiel das Garmin etrex H. Damit lassen sich sowohl Koordinaten ermitteln, Peilungen durchführen, als auch Koordinaten anlaufen. Bei Geräten dieser Kategorie ist zu beachten, dass die aktuelle Position nur bei Bewegung des Benutzers ermittelt werden kann.

Im Unterricht sollte nach einem kurzen Infovortrag von Schülern (Referat, Gruppenarbeiten) oder dem Lehrer eine Überleitung auf einen oder mehrere selbst zu versteckenden Cache unternommen werden.

Dabei empfiehlt es sich zunächst jede Gruppe Ideen sammeln zu lassen, dann ist von jeder Gruppe eine Einigung zu erzielen. Einige interessante Punkte könnten hier sein:

  • Name

  • Cachetyp

  • Angabe der Koordinaten

  • Ausarbeitung von Stationen

  • Recherche nach Cachebehältern, Auswahl und Kauf einer passenden Box

Die eigenen Caches können anschließend, je nach Gestaltung, auch auf den beiden Portalen Geocaching.com und Opencaching.de veröffentlicht werden. Dabei sind dann die so gennanten Guidelines oder Richtlinien mit zu beachten.

Danach sollten die Eltern der Schüler oder die Schüler selbst (bei Volljährigen) schriftlich um ihr Einverständnis für die Teilnahme an einem solchen Wandertag gebeten werden.

Checkliste

  • selbst Informationen zum Geocaching besorgen: Wikipedia, Geocaching.de, …

  • Gespräch mit Schulleitung führen

  • Kollegen begeistern und mit ins Boot holen

  • Zeitraum planen

    • Terminplan erstellen, verteilen, besprechen

  • Eltern informieren

    • Einverständniserklärung für Exkursionen (schriftlich)

    • Informationen über Geocaching (Kurzinfo: max. 1 A4-Seite)

  • Aufgaben vorbereiten (lassen)

    • Vorabinformationen

      • Referatsthemen formulieren

        • Vorbereitung von Referaten über Geocaching:

        • Herkunft, Cachetypen (z.B. Earthcache), Cachegrößen (für Schüler gerne Regular/normal), Plattformen, Trends

      • Referate zu obigen Aspekten halten

      • bei Bedarf Zeitvorgaben geben

      • Kosten vorab kalkulieren: GPS-Miete, (Kosten für Behälter), …

    • Einführung in Bedienung der GPS-Handgeräte

      • Wer von euch hat bereits ein Navigationssystem?

      • Ähnlichkeiten zu Handgeräten kurz ansprechen

    • Cache selbst legen

      • Vorbereiten von eigenen Cacheideen (Gruppenarbeit)

      • Umsetzen eigener Cacheideen in Gruppenarbeiten

      • Legen der Caches

      • Gemeinsame Suchaktion der jeweils anderen Caches

      • Veröffentlichung der Caches auf den Plattformen

      • Gemeinsame Abschlussfeier: Siegerehrung o.ä.

2 Antworten to “Geocaching mit Schulklassen – aber wie?”

  1. ksued said

    Danke für diese Übersicht. Ich überlege derzeit an einer weiterführenden Schule eine GPS-AG anzubieten. Geocaching wird da bestimmt auch vorkommen, aber primär hatte ich vor, erstmal Grundlagen der GPS-Navigation zu erarbeiten und vielleicht die nähere Umgebung bei OSM detailllierter zu kartieren. Hat sich dazu schon mal jemand Gedanken gemacht?

  2. wese8geocaching said

    Hallo,
    also in diesem Blog finden sich weitere Informationen .
    Alternativ kann man auch einfach nach den Worten „OSM Schule“ suchen.
    Möglicherweise ist diese Examensarbeit lohnend als Grundlagenlektüre:
    und auch die Suchworte „GPS Geographieunterricht“ sollten weiterhelfen.
    Viele Grüße
    biboleck30

Hinterlasse einen Kommentar