Mrz 142016
 

Ein halbes Jahr habe ich nun mit einem Android-Smartphone verbracht, bis gestern. Ein Freund hatte mir sein schickes Werkzeug ausgeliehen, weil er sich ein neues gekauft hatte, wegen der Batterien-Ladezeit vor allem. Ich gehöre nicht zu der Generation, für die dieses Gerät selbstverstänlich ist, genauso wie ich mir erst recht spät im Vergleich zu Freund/innen ein Mobiltelefon angeschafft hatte.

Ich habe aus drei Gründen bisher nur kurze Zeitspannen ein Smartphone genutzt:

  • Ich halte die Herstellung von den Dingern immer noch aus arbeitstechnischen und sozialen Gründen für problematisch (Sklavenarbeit für seltene Mineralien/Rohstoffe, die „fair“ nicht zu erhalten sind, siehe z.B.: http://www.die-rohstoff-expedition.de/die-rohstoff-expedition/lebenszyklus-eines-handys.html und http://www.taz.de/!5065548/)
  • Mein Alltag besteht aus vielen persönlichen Begegnungen, wo ich gerne offline bin und wenn ich Muße und Interesse habe, online „unterwegs zu sein“, dann schalte ich meinen Laptop an.
  • Mein letzte Smartphone, das ich vor allem zum unkomplizieren Fotografieren im Urlaub verwendet habe, wurde mir geklaut.

Ich habe eine ambivalente Position, was die Nutzung angeht und fand es interessant, vor allem auch einmal Facebook, Twitter und Whatsapp mobil zu nutzen und ein bisschen für mich abwägen zu können, was daran praktisch, anders und nützlich ist im Vergleich zum kein Smartphone besitzen.

Was mir vor allem hier in Ecuador praktisch erscheint, ist die Tatsache, das mein soziales Umfeld aus reihenweise Leuten besteht, die immer kein Guthaben haben und daher per Facebook oder Whatsapp viel zuverlässiger erreichbar sind. Den Vorteil von Whatsapp gegenüber Facebook sehe ich eigendlich nur in der Übersichtlichkeit, vielleicht habe ich da auch was übersehen. SMS kostet und ist nicht so bequem, unter anderem, weil es keine chatförmigen Gespräche ermöglicht (die viel übersichtlicher, schneller und dynamischer laufen als Nachrichten per mail oder SMS) Außerdem ist ein Smartphone immer noch günstiger als ein PC, weshalb hier viele Leute gar keinen PC nutzen, sondern nur ein Smartphone.

Fotos spontan zu machen, ist oft von Vorteil, gerade auch in der Schule, um Ergebnisse zu dokumentieren. Verknüpft mit Webanwendungen (z.B. Twitter) habe ich diese Funktion so gut wie nie, ich habe eher für mich schnell dokumentiert und überarbeite / selektiere per Laptop, was ich ins Netz stelle. Daher brauche ich hierfür nicht zwingend ein Smartphone.

Nachrichten lesen ist mit weniger Hürden verbunden, obwohl ich eigendlich auch so oft meinen Laptop angeschaltet dabei habe und damit lieber und besser lese. Dennoch ist ein klein bischen einfacher, das Smartphone mal eben rauszuholen, um etwas nachzuschauen.

Telefonieren tue ich selten, meistens um Vereinbarungen für Treffen zu verabreden, oder wenn es keine andere Möglichkeit der Kommunikation gibt. Chatten finde ich schon praktischer, das kann ich aber auch ohne Smartphone.

Ich habe schneller einmal kleine Sachen per Smartphone geschrieben, aber eigendlich verbringe ich damit auch mehr Zeit mit „daddeln“, die nicht sein muß.

Ich habe mir überlegt, das dieses mobil online sein mir weniger Vorteile als Nachteile bringt, zumindest in der Lebenssituation, in der ich mich befinde. Während der Arbeit habe ich immer einen PC in der Nähe oder ohnehin keine Zeit, zu schreiben oder zu lesen. Nach der Arbeit habe ich selten das Bedürfnis nach sozialem Austausch, den habe ich während der Arbeit oft mehr als genug. Und wenn dann meistens persönlich. Die (berufliche) Vernetzung ist schon etwas Praktisches, wenn Distanzen nicht einfach zu überbrücken sind, so wie jetzt gerade, wo ich kaum persönlichen kollegialen Austausch habe. Dafür nutze ich aber auch zeitweise wenn ich Lust habe meinen Laptop zuhause.

Also praktisch sind sie schon, diese Geräte, aber nicht unbedingt notwendig. Ich merke, um so mehr ich mich mit Technologie und Anwendungen beschäftige, wie sehr ich es auch genieße, Qualitätszeit zu haben, Sonnenuntergänge oder -aufgänge anzuschauen, in Büchern statt Blogs zu schreiben, mir online wie offline Zeit zu nehmen für Aktivitäten und weniger dem Gefühl nachzugeben, „am Ball“ sein zu müssen, Dinge aktuell mitzuverfolgen, die weit weg sind und zu schauen, ob wer anders was interessantes macht gerade. Ich bleibe natürlich weiterhin online, aber entschleunigt.

 Leave a Reply

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

(required)

(required)

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.