Feb 182017
 

Heute war ich einmal wieder auf einer Fortbildung seit längerem, gar nicht fachnah und auch nicht direkt aus meiner derzeitigen Unterrichtspraxis motiviert, sondern grundsätzlich interessant: Eine Tagung zu Bilingualem Fachunterricht.

Ich bin kein Fremdsprachenlehrer und unterrichte auch nicht bilingual, aber habe so meine Erfahrungen im Deutschsprachigen Fachunterricht an einer Deutschen Auslandsschule sammeln können und dabei viel Neues über Sprache und Sprachförderung gelernt.

In einem Vortrag von Andreas Bonnet von der Uni Hamburg, der zu CLIL(Content and Language Integrated Learning) forscht, wurde noch einmal deutlich, dass guter Unterricht, der fordert und fördert in einer Fremdsprache manche spezielle Eigenheiten hat, aber im Grunde jeder Unterricht von einer sprachsensiblen Haltung der Lehrkräfte profitiert, ob nun im fremdsprachigen oder im deutschsprachigen Unterricht. Gerade der bewusste Wechsel von Darstellungsformen und Kontextualisierung ist für Fremdsprachen- oder Zweitsprachenunterricht besonders deutlich von Relevanz, aber auch in einem „ganz normalen“ individualisierten und inklusivem Unterricht bedeutsam. Auch sprachsensibler Fachunterricht in der Erstsprache ist CLIL!

„high challenge and high support“ (Gibbons) wurde benannt und in diesem Kontext das sprachliche und sachfachliche Scaffolding, das ich konstruktivistisch motiviert richtig finde. Deutlich wurde aber auch genau die Baustelle, die ich auch in Cuenca an der Deutschen Auslandsschule hatte: Die Materiallage ist desaströs. Sprachsensible Unterrichtsmaterialien werden immer wieder neu erfunden, was auch an den unterschiedlichen Ausgangslagen heterogener Lerngruppen liegt, aber es gibt scheinbar ähnlich dem deutschsprachigen Fachunterricht auch im bilingualen Unterricht in Deutschland wenig offene, gut vorstrukturierte Materialien, die an Lerngruppen adaptiert werden können, ohne stundenlange (Zusatz)Arbeit an der jeweiligen Schule. Neben geeigneten Büchern hatte ich auch in Lateinamerika digitales Material vermisst oder nach längerem Suchen und Remixen erarbeitet: Schaubilder, Illustrationen und Multimedia, Lernvideos die geeignet sind,.. (Mit Ausnahme der Materialien von Josef Leisen und Michael Maiworm)

Ohne Remix funktioniert nach meiner Erfahrung der Lehrerberuf ohnehin nicht, daher bin ich auch von offenem Austausch möglichst einfach zugänglicher Materialien überzeugt.

Zum Thema Fachsprache und Erkenntnis wurde ein Beispiel genannt, was mir sehr gut in Erinnerung bleibt, da es die Mächtigkeit von Mehrsprachigkeit betont: Der Vergleich vom vagen Begriff „schwimmen“ im Deutschen mit der differenzierten Begrifflichkeit „swim“ und „float“ im Englischen, der der physikalischen Fachlichkeit von der aktiven Fortbewegung und dem passiven Auftrieb viel besser gerecht wird und damit Potential zum sachlichen Verständnis aufweist. Auch die typisch Deutschen Komposita wie „Wohnraum“, „Weltraum“ usw. gegenüber „room“ und „space“ fand ich anregend, mir noch einmal über Sprache bewusst zu werden.

Interessant fand ich auch die Ausführung zu Überzeugungen, die auch nach meiner Erfahrung zentral sind, um Potentiale auszumachen oder sich nur auf Begrenzungen und Defizite zu fokussieren. Einerseits kann die eigene Fachlichkeit einer angemessenen Verlangsamung und Aufbereitung für den Unterricht im Weg stehen, andererseits kann, auch ein Aspekt den ich noch nicht bedacht habe bisher, eine sprachliche Betrachtung von Fachbegriffen die Durchdringung und ein tieferes Verständnis für die Bedeutung schärfen. Ein spannendes Thema die Überzeugung, das ich auch aus eigener Erfahrung im spanischsprachigen Unterricht, das für mich eine Fremdsprache ist, kenne – Herausforderung und Chance. Im Rückblick eine große Chance, da ich durch den Perspektivwechsel der eigenen sprachlichen Reduziertheit ganz sicher dazugelernt habe, mich sprachbewusster als Lehrer zu verhalten.

Im anschliessenden Workshop ging es um Biologie-Unterricht in der Unterstufe auf Englisch. Beides nicht direkt meine Themen, aber auch hier ein paar Anregungen, beispielsweise wie eine Sprachbewusstheit von Lehrer_innen durch Unterrichtserfahrungen in einer Fremdsprache geschärft werden und wie unterschiedliche Adaptionen für Erst- und Fremdsprachler_innen aussehen können. Außerdem wurde deutlich, wie hilfreich gutes Videomaterial für einen multimedialen und motivierenden Unterricht sein kann und dass es zu wenig offen verwendbares Material zum remixen gibt. Ich würde auch gerne mehr herstellen, aber im Alltag fehlt doch auch Zeit. Und Schule ist ein Tanker, kein Schnellboot wie ein Freund und Kollege es am Wochenende in einem Gespräch als pragmatische Metapher ausdrückte. Aber es war eine inspirierende Fortbildung und ein Blick über den Tellerrand.

Feb 162016
 

Nachdem ich mir das Handbuch von Josef Leisen schon voriges Jahr von der Didacta mitbringen lassen habe, bin ich nun endlich gründlich mit dem ersten Teil, dem „Grundlagenteil“ durch. Überflogen und ausprobiert hatte ich das eine oder andere bereits vorher, aber wie es so ist, fehlt im Schulalltag oft Zeit für nicht direkt anlassbezogene Lektüre.

Ich bin nun im zweiten Schuljahr an einer Deutschen Auslandsschule und durch meinen DFU (deutschsprachigen Fachunterricht) Unterricht immer auf der Suche nach Ideen, wie dieser Fremdsprachen-Fachunterricht sich verbessern lässt. Das Handbuch richtet sich nicht explizit an DFU-Lehrer/innen, aber ist für diese mit Ansätzen zur gezielten Sprachförderung im Fach besonders wertvoll.

Tafelbild-DFU

typisches Tafelbilder in meinem DFU-Physikunterricht

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