Nov 152011
 

Ok, ich sehe es ein, ich komme nicht so schnell hinterher mit dem Dokumentieren.

Nun bin ich bereits die zweite Woche an der Schule, die Projektwoche ist vorbei und ich habe den Artikel zur ersten Woche Referendariat noch nicht beendet. Dies möchte ich hiermit nachholen, werde aber in Zukunft vermutlich weniger detailliert schreiben.

Der zweite Teil der ersten Woche im Hauptseminar beinhaltete die Themen: „Lernen im Vorbereitungsdienst“, „Portfolio“ und „Unterrichtsplanung“, „Lehrer-Rolle / -Qualität“ und „Schulbesuch Vorbereitung“.Lernen im Vorbereitungsdienst

Das Ziel des Vorbereitungsdienstes (Referendariat) soll die Subjektbildung fördern und den unterschiedlichen Situationen in den Ausbildungsschulen gerecht werden: „Vornehmliche Aufgabe der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ist die gezielte, weitgehend eigenverantwortliche und selbstorganisierte Fortentwicklung des eigenen beruflichen Handelns.“ (Wegweiser für Referendarinnen und Referendare, pdf, li-Hamburg 2011)

Um diesen Prozess zu unterstützen, beschäftigten wir uns im Hauptseminar als „Lerninstrument“ mit dem Anlegen eines Portfolios und besuchten eine Ausstellung vorangeschrittenerer Referendare, die ihre Portfolios vorstellten. Ziel soll nicht allein Präsentation sein, sondern Steuerung des Lernprozesses (siehe auch: http://li.hamburg.de/portfolio/) Ein Teil meines Portfolios ist dieser öffentliche Blog, den ich bereits seit einiger Zeit vor dem Referendariat auch als Reflexionsinstrument nutze. Zu einer umfassenden Reflexion gehört allerdings auch ein interner, geschlossener Teil, der persönliche Bereiche enthalten soll, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, sondern für die individuelle Reflexion.

Wir sprachen im Anschluss noch einmal über Hospitationen und einen guten Hinweis, Beobachtungen und Interpretationen voneinander zu trennen. Seitdem versuche ich auch bei meinen Hospitationen meine Mitschriften auch in zwei Spalten zu gliedern, indem ich auf der einen Seite reine Beobachtungen festhalte, um später auf der anderen Seite zu Interpretationen zu kommen, statt beides zu vermischen. Auch den Hinweis, genauer auf Indikatoren für Lernvorgänge zu achten, hat mir bisher ganz gut geholfen.

Wir besprachen das Startmodul und Strukturen der Unterrichtsplanung.

Die sechs vorgestellten Aspekte sollen in Bezug auf die Lerngruppe betrachtet werden und wurden von uns an einem Beispiel angewendet, um strukturierter in die Unterrichtsplanung einzusteigen. Ich entwickelte mit meinem Informatik-Kollegen zum Thema „Wie sortiert ein Computer?“ eine kurze Unterrichtseinheit mit Balkenwaagen. Mit Arbeitsblättern soll die leichteste Photodose mithilfe einer Balkenwaage aus einer Menge von Dosen erkannt werden, sowie nachfolgend verschiedene Sortieralgorithmen kennengelernt werden. Lernziele sind Unterschiede zwischen Umgangssprache und formalen Sprachen kennenlernen, Algorithmen beschreiben und darstellen können sowie Aufwandsabschätzung für Sortierverfahren geben können.

In der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Entwürfen der Kleingruppen des Hauptseminars diskutierten wir über die Sinn-Frage. Es muss jederzeit möglich sein, zu beantworten, was der Unterricht gerade für einen Sinn ergibt, da Schülerinnen und Schüler dies berechtigter Weise jederzeit fragen (können). Dies lässt sich nicht in jedem Fall problemorientiert motivieren, wie beispielsweise gesellschaftliche Normen, die der gemeinsamen Kommunikation dienen. Als Beispiel diskutierten wir die Groß- und Kleinschreibung sowie Verkehrsregeln. Diese Strukturen und Konventionen müssen eben gelernt werden, damit die Kommunikation klappt und nicht, weil sie einen tieferen Sinn ergeben.

Zur Lehrer-Rolle und Lehrer-Qualität diskutierten wir Spannungsverhältnisse, mit denen wir in unserem Beruf konfrontiert sind.

Zeit ← → Anspruch / Qualität

Sozialkompetenz ← → Berufsqualifizierung

Erzieher ← →Wissensvermittler

Stundenplan← → Projekte

Bewertung ← → angstfreies Lernen

Innovation ← → Routine

eigene Überzeugung ← → „Fraktionszwang“

Eltern ← → Unterrichtsqualität

Lehrplan ← → Schüler-/Lehrerinteressen

Diese Gegenüberstellung bedeutet natürlich keineswegs, dass sich beide Aspekte ausschließen oder notwendig widersprechen, allerdings kann die Gewichtung zur einen Seite die Vernachlässigung der anderen zur Folge haben, es geht also um das Bewusstmachen von Spannungsfeldern. Somit gibt es auch keine Antwort, sondern nur ein möglichst günstiges Ausbalancieren der Beziehungen.

Am Beispiel von Nähe und Distanz als Spannungsfeld betrachteten wir ein Wertequadrat. (siehe ein weiteres Beispiel zum Modell mit Erläuterungen hier: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Wertequadrat.shtml)

Erläutert stellt sich die Verschiebung der Balance zu einer Überbewertung des einen Aspektes zu den jeweiligen darunter benannten unerwünschten Beziehungen.

Als nächsten Schritt beschäftigten wir uns mit einem Modell zur Rolle von Lehrer/innen

Hierzu haben wir folgende Auflistung ergänzend diskutiert:

Fachexperte: Sachgegenstand, Didaktisierung, Methodik
Erzieher: Klassenmanagement, Konfliktlösung
Lernbegleiter: Diagnose, Förderung, Differenzierung
Berater: Präsenz, Kommunikation, Analyse
Organisator: Lernumgebung, Koordination, Medien
Prüfer: Leistungsmessung und -beurteilung
Kollege: Kommunikation, Kooperation, Systemkenntnis
Beamter: Demokratieverständnis, Rechtskenntnis

Ergänzend wurde uns mehrere Bücher zum Thema Recht und Schule empfohlen: „Schulrecht“ von Günther Hoegg sowie „Aufsicht und Haftung“ von Thomas Böhm.

Abschliessend zur ersten Kompaktwoche besprachen wir noch einmal den anstehenden ersten Schulbesuch.

Von nun an haben wir wöchentlich ein Hauptseminar und im Wechsel jeweils eines der Fachseminare. In dem ersten Hauptseminar nach der Kompaktwoche besprachen wir unsere ersten Eindrücke von unseren Schulen sowie unsere Verbundgruppen für die Kleingruppenhospitationen sowie Strukturen im Unterricht. Hierzu schauten wir uns einen Lehrfilm zu einer Unterrichtsstunde an, um anschließend über unsere Beobachtungen zu sprechen.

  4 Responses to “Meine erste Woche im Referendariat (Teil 2)

  1. Das Buch von Hoegg kann ich nur empfehlen! Ich finde sogar alle drei Bücher von ihm sehr lesenswert.
    Im übrigen freue ich mich, hier endlich ein Informatiklehrerblog (neben Heer Rau) gefunden zu haben. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Ref.
    Gruß aus umme Ecke (Meckelfeld, südlich von Hamburg)

  2. Den Hoegg habe ich auch gelesen, daneben sehr empfehlenswert: „Wie Schüler denken“, auch von Hoegg.
    Einen weiteren bloggenden Informatiker gibt es hier: http://blog.ingo-bartling.de/
    Die Idee mit den Filmdosen und der Balkenwaage gefällt mir sehr gut. Klingt eigentlich naheliegend… bin aber noch nie auch nur ansatzweise darauf gekommen. Muss mal herumfragen, ob ich noch Filmdosen auftreiben kann.

  3. @Herr Rau – weiterhin erhältlich im Fotoladen Ihres Vertrauens!

    @Hauke – erinnerst dich?! haben mal zusammen diese legendäre Arbeit bei Rolf geschrieben.. die schlauen Gymnasiums-Jungs und das arme Handelslehrer-Mädchen 😉
    und weil das so ist mach ich jetzt auch EDV und darf mich nicht mehr mit Informatik beschäftigen … auf vielleicht bald im LI`!

  4. Hallo Julia, ja ich erinnere mich. Hmm, dann schau ich mal, im LI bin ich nun ja öfter… 🙂 schöne Grüße

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