Nov 082011
 

Seit dem 1.November bin ich nun Referendar in Hamburg. Am ersten Tag lernten wir nach einer Begrüßung mit Kaffee im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) unser Hauptseminar kennen, in dem wir uns mit Fragen der allgemeinen Didaktik und Unterricht beschäftigen werden. Die Gruppe ist regional zusammengesetzt, so dass wir kürzere Wege bei den Kleingruppenhospitationen haben werden, wenn also Referendar/innen sich untereinander hospitieren, was regelmäßig vorgesehen ist.

Ich erfuhr an diesem Tag erst, wie auch alle anderen Referendare, welcher Schule wir nun zugewiesen werden. Meine Schule ist eine Stadtteilschule in Bergedorf, die Richard-Linde-Weg Schule. Die gesamte erste Woche verbrachten wir allerdings im Landesinstitut und besuchten die Schule erst später.

Im Hauptseminar sprachen wir über Hospitationen, die Rolle unserer Mentor/innen an den Schulen und die Themen des Seminars. Neben organisatorischen Details waren die Schwerpunkte der ersten Woche das komplexe Thema „Lernen“ ausgehend von unseren eigenen Erfahrungen, Abstraktion der Begrifflichkeiten und Modellbildungsversuche sowie planerische Umsetzung von Unterricht, Klassenführung und Lehrer/innen-Rolle. Nebenbei lernten wir ein paar Aufwärm-Spiele kennen, wie das „Kugellager“ zur Paararbeit, ein Assoziationsspiel und weitere.

Die Bedeutung der Ritualisierung von Prozessen in Lernumgebungen war ein Thema, das in diesem Zusammenhang aufgegriffen wurde. Gewisse Vorgänge sind vor allem dann fruchtbar für den Lernerfolg und die organisatorische Umsetzung, wenn sie regelmäßig, kontinuierlich umgesetzt werden. Zur Abstraktion unter der Fragestellung „Was ist lernförderlich?“ sammelten wir:

  • Klima
  • Kommunikation
  • Gruppenzusammensetzung (am Gegenstand orientiert)
  • Lernziel
  • Motivation (intrinsisch aber auch extrinsisch)
  • Anwendung
  • Wiederholung
  • Methodenvielfalt
  • Selbstvertrauen
  • Reflexion

Anhand dieser Faktoren diskutierten wir unter anderem Heterogenität und Homogenität von Gruppen, Gruppengrößen und regulatives Gestalten durch Reflexion.
Im Folgenden entwickelten und diskutierten wir Modelle, um diese Faktoren zu systematisieren. Dabei wurde deutlich, dass wir in Reflexionen Kreisläufe bilden, denn „gelungenes Lernen führt zu neuen Lerngegenständen“, wie unser Hauptseminarleiter es formulierte. Über konkrete Lernsituationen soll Erlerntes gesichert werden, um als Kompetenz verfügbar zu sein.

Wir hatten eine interessante Diskussion zu Kleingruppen und Plenum/Klassengespräch, wo es um das Vermitteln von Inhalten ging. Als Argument für Plenumssituationen wird häufig argumentiert, dass sonst nicht alle auf dem gleichen Stand seien, wenn sie nur in Kleingruppen arbeiten. Kritisch daran ist jedoch, dass auch im Plenum nicht alle erreicht werden und somit eben nicht ohne Weiteres von einem gleichen Stand auszugehen ist. Als Beispiel fiel auch das Thema Parallelklassen, die zwar laut Bildungsplänen gleiche Kompetenzen erwerben sollen, diese aber ebenfalls nicht auf dem gleichen Weg erlangen, sondern in verschiedenen Lerngruppen. Was genau gelernt wird, lässt sich nur indirekt feststellen.

Als nächstes Arbeitsthema wurden wir mit der Fragestellung „Was sieht man in einem Unterricht, in dem echt gelernt wird?“ (in Bezug auf Hospitationen) konfrontiert, die wir schriftlich in Kleingruppen bearbeiten sollten.

Wir entschieden uns für:

  • Sozialformwechsel
  • Schüleraktivität
  • positive Schüler – Lehrer Beziehung
  • kontrollierte Dynamik
  • positive schriftliche Ergebnisse
  • Materialienvielfalt

In der Diskussion ergaben sich Fragestellungen wie: „sind das nicht alles nur Indizien?“ sowie „Wir können ja nicht in die Köpfe gucken“.
Fokussiert diskutierten wir somit über die Rückschlüsse, die wir durch Indikatoren auf das Lernen ziehen können. Beispielhaft hierfür waren Stichpunkte wie „Schüler stellen weiterführende Fragen“ sowie „Schüler können in eigenen Worten formulieren, worum es geht“ beziehungsweise „Schüler können Ergebnisse anwenden und aus Texten Grafiken entwickeln oder zu abstrakten Konzepten Beispiele liefern usw.“ Dabei wurde auch benannt, dass „Aktivität“ auch übersteuert werden kann zu „Aktionismus“, ohne dass an der Sache gelernt wird.

Als nächsten Aspekt betrachteten wir Qualitätsstufen von Unterricht. Die drei Blöcke, die uns vorgestellt wurden gliedern sich in „Struktur“, „Kompetenzaufbau“ und darauf aufbauend „Differenzierung/Individualiserung“. Ich habe das Ganze einmal in eine Präsentation zusammengefasst:

(animiert lässt sie sich unter: http://prezi.com/terigztkruh3/unterrichts-qualitatsstufen/ finden)

 

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