Ich hab ja vor einigen Wochen einige Berichte über die Campus Innovation in Hamburg geschrieben und habe gerade per Twitter erfahren, dass die Video-Mitschnitte nun bei podcampus.de online sind: http://www.podcampus.de/channels/86
Die Vorträge wurden vom Team Lecture2Go der Universität Hamburg aufgezeichnet.
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Im zweiten Teil des Tracks „e-Learning“ ging es um Content Sharing. Darunter wurde in den Beiträgen aber weniger das Geben und Nehmen aus idealistischer oder gesellschaftspolitischer Motivation verstanden, sondern primär Effizienzsteigerung der Erstellung von hochschuldidaktischem Material. Interessant fand ich hier, dass eine Vortragende zur Frage, warum sie denn einen Verein und nicht eine Firma als Organisationsform gewählt haben, dass sie gerade das nicht-kommerzielle Interesse deutlich nach außen vermitteln wollen. Der erste Beitrag wurde von Dr. Klaus Wannemacher vom HIS (Hochschul Informations System GmbH) gehalten, der auch zu Beginn „Lehrinhalte im Prepaid-Abonnement erwerben“ als möglichen Ansatz vorstellte. Genereller zum Begriff führte er aus, dass dieser zahlreiche Facetten beinhalte: Verkauf/Einkauf, Einbindung und Austausch, Social Sharing und online generierte Inhalte auf verschiedenen Seiten zu Platzieren. Im Bildungsbereich gehe es vor allem um breit distributiertes Informationsmaterial und Dokumente sowie die Mehrfachnutzung digitaler Lerninhalte. Content Sharing ist offensichtlich ein soziotechnischer Prozess, der neben technischen Umgebungen auch soziale Auseinandersetzungen und Aushandlungen mit sich bringt. Ein Statement zum Status Quo fasste der Vortragende zusammen mit: „hoher Nutzen, geringe Verbreitung“: Die Entlastung von Lehrenden, technische und didaktische Optimierung von Materialien, …
Des weiteren stellte er eine Studie zu Prognosen und Realitäten vor. Die Kernprozesse und Rahmenbedingungen wurden zusammengefasst als: Content Produktion, Content Bereitstellung, Content Recherche, Content Nutzung. Diverse Faktoren haben Auswirkungen auf das Content Sharing: Institutionelle, didaktische, ökonomische sowie rechtliche. Ein wesentlicher Aspekt, der weniger technischer Natur ist lautet: Das „didakisches Design deckt sich nicht mit den Vorstellungen einzelner Lehrender“ Hier zeigt sich das Hauptproblem des Content Sharing, nämlich die Akzeptanz. Hier finde ich den Ansatz der freiwillig motivierten Verbreitung guter Ideen erheblich angenehmer als die kommerziell motivierte Verbreitung von Konzepten. Es gibt diverse kleine Ansätze im Hochschulbereich: e-learning landesinitiativen, das Bildungsportal Sachsen, e-learning NRW, VHB, vcrp (virtueller campus rheinland pfalz) Aber auch „Fachcommunities“ sowie Dozenten-Netzwerke wurden erwähnt, allerdings wieder eher in der Tendenz der Bezahlung „per Lernmodul oder jährlichen Vergütungssatz“. Ich frage mich, wie eine „Kultur der Kooperation“ und die „Erschließung verfügbaren Contents“ gestärkt werden soll, wenn dabei doch auf Ebenen verblieben wird, die eben weiterhin restriktiv ist. Mit dem Gedanken von Open Source Entwicklungen wäre hier ein radikales aber am Ende für Alle lohnendes Umdenken möglich.
Abschließend wurde noch das Interesse von HIS geäußert, Campus Management mit Repositories zu verbinden, also möglicherweise wieder auch eher eine marktwirtschaftlich orientierte Vorgehensweise…
Ich werde den zweiten Vortrag von A.Zobel vom Verein „edu-sharing“ und die anderen Ereignisse heute und gestern später in einem neuen Artikel beschreiben, weil es doch etwas viel wird ..
Der zweite Vortrag wurde gehalten von Dr.Igel vom Centre for e-Learning Technology zum Thema „eher mobil oder doch lieber in 3D“. Celtech beschäftigt sich als Firma (joint venture) mit künstlicher Intelligenz und der Veränderung von Lehre und Lernen durch Innovationstechnologien.
Nachdem Celtech vorgestellt wurde, gab es einige Folien zu dem „Technology Cycle“ nach Gartner in Bezug auf neue Technologien, sowie eine derzeitige Anordnung von Technologien auf dieser Kurve. Grob beschrieben wird davon ausgegangen,dass es zu Beginn einen „Trigger“ braucht, dann wird die Technologie übertrieben inflationär gehandhabt bzw. überschwengliche Erwartungshaltungen entwickelt, um dann in einer Desillusionierungsphase zu sinken und in einer produktiven Phase wieder etwas aus der Desillusionierung aufzutauchen. Dies soll analytische Einschätzungen ermöglichen, sei aber auch mit Vorsicht zu genießen, da „Technologie immer viel verspreche“ Ich finde dieses Modell als Betrachtung ganz gut deckungsgleich mit meinen Erfahrungen.
Zum Thema „mobile learning“ wurde der Trend erwähnt, dass im laufe der nächsten Jahre zu erwarten sei, dass mehr handliche mobile devices als laptops genutzt werden würden und somit die Anforderungen an Darstellungen für diese Geräte in der Betrachtung eine wachsende Rolle spielen werden. Neben dem iPhone als mobile devices wurde dargestellt, das für verschiedene operating systems, gängige hardware und betriebssysteme geplant werden müsse. „Es reicht nicht, nur iphone store zu bedienen“. Problematisch sei hier, dass unterschiedliche Programmiersprachen, Datenbanken sowie Flashunterstützung oder keine Flashunterstützung eine heterogene Softwareentwicklung notwendig machen würden, auch da fehlende Frameworks eine Anpassung an die verschiedenen Systeme per Hand nötig mache. Es sollen aber möglichst viele Lernende erreicht werden und der mögliche Markt abgedeckt werden. Das in der Entwicklung befindliche System „learn & go“ wurde vorgestellte, das für Universitäten konzipiert ist und für mobile Geräte Funktionalitäten wie Übersichtspläne, Veranstaltungsdetails, Stundenpläne, Objektdarstellung (z.B. Grafiken, pdf) beinhaltet. Zusätzlich sind Stundenpläne exportierbar und Navigationskonzepte unterstützt. Die Informationen werden aus dem webservice eines CMS (content management system) erhalten so dass es zu keinen Redundanzen zwischen mobilen Endgeräten und anderen PCs kommen soll. Die Anpasung an mobile Geräte war sehr aufwändig und ist noch nicht abgeschlossen. Als Nebenprodukt sind Funktionalitäten aus dem Bereich der augmented reality(siehe auch den Beitrag des mms in Hamburg zum Thema ) abgefallen, indem mit einer Kamera die Umgebung mit virtueller Oberfläche darübergelegt mit ergänzenden Informationen versehen wird. „Gebäude reden ja nicht“ und Wegeleitsystem sind eher unzureichend, daher sei es besser „Datenbanken reden zu lassen“, so der Vortragende. Ein weiteres Nebenprodukt der Entwicklung von „learn & go“ ist, dass eine Zeitschrift der Universität als e-book fürs iPAD verfügbar gemacht wurde.
Zum Thema 3D wurde im Vortrag vorangestellt, was Virtual Reality auch für den Bildungsbereich bedeuten kann. Das Problem der Entwicklung ist weniger das der Darstellung sondern eher eines der Interaktion. Solche Konzepte könnten vor allem für den Bereich der Medizin und Herstellungstechnik interessant sein, wo 3D Simulationen als Testobjekte günstige und unproblematische Lernprozesse ergänzen können. Als Beispiel wurde ein Videoclip gezeigt, der allerdings mit 3D Brille eindrucksvoller zu betrachten wäre:
Ein im Saarland entwickelter Raum, in dem 3D umfangreich erfahrbar gemacht wird, aber eben auch noch keine Interaktion fertiggestellt ist, nennt sich „PentAI„. Ein kurzer Einblick in die Ray Tracing Technologie als eine der Grundlagen der 3D Darstellung wurde dargestellt. Dieses Verfahren, was bereits theoretisch durch die Beschäftigung mit dem Konzept der Zentralperspektive ermöglicht wurde, wird auch vom Programm POV-Ray, das ich zur Zeit im Informatikunterricht nutze verwendet. Auch mit POV-Ray gibt es die Möglichkeit, 3D Effekte zu erzeugen. Abschließend stellte der Referent eines ihrer Projekte in China vor, das mittels „IP TV broadcasting“ in Kooperation mit der China Telecom Vorlesungen an bis zu 1 Million Hörer/innen überträgt. Dies ist gerade eher ein Testdurchlauf, aber gerade für ein Flächenland wie China äußerst interessant, um multimediale Inhalte effektiv zu verbreiten. Allerdings ist die menschliche Interaktion meiner Ansicht nach ohnehin durch kein Medium zu übertreffen…
Morgen geht es noch etwas weiter. Die Themen vom zweiten Block heute habe ich auch noch nicht ganz fertig, also später mehr.
Im Zusammenhang mit meiner Abschlussarbeit bin ich gerade auf der Campus Innovation Konferenz in Hamburg.
Im Track „e-learning“ wurden von Prof.Vornberger einige an der Universität Osnabrück entwickelte Werkzeuge für die universitäre Lehre vorgestellt, danach gab es einen Vortrag von Dr.Igel zu Technologien im Bereich „mobile learning“ und „3D“. In beiden Vorträgen gab es einige interessante Aspekte aber auch viel Bekanntes zu hören. Nun geht es gerade um „3D Technologie“, was eher Ausführungen zu theoretischen und technischen Konzepten beinhaltet, ähnlich denen des Vortrages letztes Wochenende auf der SHILL Tagung zu „3D in Kino und Wohnzimmer“ und weniger auf meine Forschungen bezogen. Zu den beiden anderen genannten Präsentationen sindfür mich folgende Aspekte besonders interessant: Unter dem Titel „Neue Medien braucht das Land“ hat Prof.Vornberger einige Werkzeuge motiviert, die die universitäre Lehre multimedial unterstützen helfen sollen und Präsenzlehre zu „blended learning“ ausweiten sollen. Eine der Motivationen sei der Wandel in Berufungsverfahren für Hochschullehrende, da über den stärkeren Stellenwert der IT Innovationen und aufgewertete Lehre Druck ausgeübt werde, Vorlesungen und Veranstaltungen „multimedial aufzupeppen“, was ja auch durchaus in didaktisch wenig durchdachte Effekte münden kann.
Das vorgestellte Werkzeuge media2mult scheint im Grunde genommen eine aufgepeppte PM-Wiki Installation zu sein, also nicht übermäßig innovativ aber solide als serverbasiertes kollaboratives Autor/innen-Sytem. Die Interessanten Erweiterungen sind eine automatisch erzeugbare pdf Druckversion von Wikiseiten und die vor allem für Ingenieure interessanten Formate Latex und GnuPlot, deren Syntax direkt in die Wiki-Artikel eingebettet sind. Die Ausgaben von Latex und GnuPlot werden als Vektorgrafiken gerendert, so dass es zu hoch skalierbaren Ergebnissen kommt. Des weiteren ist flash, VRML und Quicktime integriert, wobei ich mich gerade auch frage, ob diese Funktionalitäten nicht grundsätzlich Standard bei PM Wiki ist.
Das zweite vorgestellte Werkzeug virtPresenter beinhaltet ähnliche Funktionalitäten wie lecture2go in Hamburg, allerdings noch einige weitere Darstellungsformen, die insbesondere durch ihre Integration in weit verbreiteten Diensten wie der apple i-tunes store oder facebook eine ganz andere Wirkung und Öffentlichkeit erhalten. Als weiteren Aspekt fand ich interessant, dass die Besuchshäufigkeit im stream visualisiert wird, d.h. Lehrende können schauen was am Vortrag am interessantesten war oder interaktion von Höhrer/innen über facebook ermöglichen. Das Angebot, Veranstaltungen mobil nachhörbar zur Verfügung zu stellen wird angenommen auch über die Uni hinaus.
Als drittes Werkzeug wurden Quizkonzepte als Template in PowerPoint vorgestellt, die als „Classroomquiz“ Abstimmung zu Themen via Bluetooth über Handys in Präsenzveranstaltungen ermöglicht. Hierzu muss die entsprechende Software allerdings zu Beginn der Veranstaltung auf dem persönlichen Handy installiert werden und dieses muss bluetootfähig sein. Dann wird über den Server auf dem Laptop des Vortragenden die entsprechenden Ergebnisse als Feedback eingeholen und visualisieren werden, so dass es eine direkte Feedbackmöglichkeit vor allem für Massenveranstaltungen ermöglicht.
Die vorgestellten Werkzeuge wurden alle vom Zentrum Virtuos an der Universität Osnabrück entwickelt.
In der anschließenden Diskussion kamen als Fragen auf:
Wie wird es von Lehrenden angenommen, wenn Vorlesungsunterlagen ins Netz gestellt werden oder auch gerade bei Facebook ? Eher die Anmerkung, dass die Quizform eher für Massenveranstaltungen interessant sei und nicht so sehr für Seminare. Frage: Gibt es eine Entlastung derjenigen, die Präsenz durch Multimedia unterstützen durch die Hochschulleitung? Kommen dann noch Studis zu Vorlesungen?
Die Antworten waren recht interessant für mich: Zum einen wurde dargestellt, dass es sich um ein Zusatzangebot handle, und dass die Lehre regulär weiter gehalten wird, es sich also um einen Zusatzaufwand handle und mehr Druck auf die Vorbereitung bei Aufzeichnungen bewirkt sowie „der Kollege macht das dann, weil es ihm wichtig ist“. Zur Frage der Studierenden-Präsenz wurde gesagt, dass weniger zu Vorlesungen kommen und das dies der „Wehrmutstropfen“ sei: „Gute Studenten werden besser, die Schlechten werden schlechter“ Ob Präsenz allerdings überhaupt etwas über die Qualität eines Lernprozesses aussagt wage ich zu bezweifeln. Dies ist sicher auch eine Frage der Vorstellung von Hochschuldidaktik, also genau im Bereich meiner Abschlussarbeit. Zu dem zweiten Vortag schreibe ich später noch etwas mehr, nun gibt es erst einmal Kaffee. 🙂