Nov 052015
 

Als IB-Schule (international Baccalaureate) bekommen wir regelmäßig das „IB World“ Magazin zugesendet, das Neuigkeiten der Organisation sowie Berichte von IB-Schulen auf englisch enthält.

Das aktuelle Magazine beschäftigt sich mit „the classroom of the future“ und gibt Einblicke, was für Vorstellungen und Einschätzungen IB-Lehrer/innen und in der IB Organisation Beschäftigte in Bezug auf Technologie und Schule haben. Ich kenne mich mit dem US-amerikanischen Diskurs zu Medien, IT und Bildung wenig aus, ebensowenig mit dem in Großbritannien. Aus beiden Regionen kommen in diesem Magazin kaum kritische, wohl aber gelegentlich überschwenglich hoffnungsvolle Beiträge vor, was den Bildungswert von Technologie und IT angeht. Continue reading »

Nov 132014
 

Nach zeitaufwändiger Organisation und Überprüfung, ob es möglich und sinnvoll sei, habe ich nun in meinen drei Physik-Kursen der 9.Klassen jeweils eine tagsfüllende Exkursion von Cuenca zu den beiden Wasserkraftwerken Mazar und Molino unternommen. Betrieben werden die beiden Kraftwerke sowie die gesamte Energieversorgung des Landes von der staatlichen Firma CELEC, die uns über einen Kontakt an der Schule eine formale Erlaubnis für die Besuche ausstellte. Mit 120 Hm3 Stausee-Volumen und einer Leistung von 1075 MW ist das zwischen 1976 bis 1991 erbaute Kraftwerk Molino das größte Kraftwerk des Landes Ecuador.

Der Staudamm des KW Molino am Rio Paute

Der Staudamm des KW Molino am Rio Paute

Der Maschinenraum des KW Molino

Der Maschinenraum des KW Molino

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Apr 142012
 

Heute findet die i-learn Tagung am LI in Hamburg statt. Es gibt auch einen Twitter-Hashtag: #ilearnhh

Im ersten Workshop von Torsten Otto beschäftigten wir uns mit dem Konzept des „Flipped Classroom“ / „Umgedrehter Unterricht„. Nach einigen Beispielen aus der Mathematik auf youtube, den „Mathesongs“ aus Schülersicht betrachteten wir verschiedene Tools, u.a. Jing für Windows und Exlain Everything fürs I-Pad und erstellten eigene kleine Produkte mit diesen Werkzeugen.

Abschließend haben wir uns einige Ergebnisse angeschaut, u.a. ein gehörlosen-Video zum Thema „Aufbau des Auges“, eine Webcam-Aufnahme zum Satz des Pythagoras und ein kleiner Clip zur Flächenberechnung eines Dreiecks von mir. Ich habe keinen Youtube-Account und konnte den mit Explain Everything erstellten Clip nicht online bekommen. Aber so besonders toll war das erste Ergebnis auch noch nicht. Demnächst hoffendlich mehr 🙂

Erfahrungswert war vor allem, dass man sich vorher (noch) genauer überlegen sollte, was man sagen will.

Im Nachmittagsteil war ich im Workshop „Stationenlernen 2.0“ von Thomas Kubitza, der verschiedene mathematische und physikalische Stationen vorbereitet hatte, die wir ausprobieren und auswerten konnten.

Verwendete Software, die besonders für meinen Matheunterricht interessant sein könnte ist „Quick Graph„, das sowohl 2D als auch 3D Funktionen als Grafik rendert und das mir bereits bekannte „Bettermarks„. Aber auch das Simulationsprogramm Algodoo, mit dem wir physikalische Experimente zu Reibung und Lichtbrechung durchführten könnte als Ergänzung in der technischen Informatik nützlich sein. Leider handelt es sich nicht um Open-Source Projekte, aber gerade webbasierte Lernumgebungen wie Bettermarks und mathe-online.at können gut als Ergänzung und zum individuellen und differenzierten Lernen genutzt werden.

Algodoo am Smartboard, Übung

Insgesamt war die Tagung inhaltlich nützlich, die Diskussionen leider eher technisch als didaktisch, da viele Lehrerinnen und Lehrer überhaupt erst erste Schritte mit verschiedener Software machten. Die Informatik war recht gut vertreten und auch einzelne bekannte Gesichter aus dem Umfeld der Educamps und Twitter-Community zu Bildung und Medien. Ich fand die einführende Präsentation der Tagung mit ein paar schicken 3D Bildern eher bunt aber nicht besonders zielführend und auch sonst zeigt sich mit überschaubaren Ausnahmen eine eher geringe Nähe von Lehrer/innen und Verantwortlichen im Schulkontext zu aktuellen Entwicklungen in der Informationstechnologie und den Möglichkeiten informatischer und medialer Werkzeuge. Hier laufen beispielsweise die Educamps erheblich anders mit der Session-Konzipierung und den direkten Vorstellungen der Workshops. Gut dagegen fand ich den Commsy-Raum, der vorbereitet war.

Auf der anderen Seite sind viele der interessanten Systeme auch nicht ohne weiteres kompatibel mit der Organisation Schule, wie sie derzeit stattfindet. Im Schulalltag sind die meisten mobilen Geräte, wie beispielsweise Handys, verboten oder werden zumindest weniger als Chance und eher als Bedrohung wahrgenommen. Ein „flipped classroom“ wäre in der Konsequenz auch flexibel genug, Schülerinnen und Schülern, die zuhause gut gearbeitet haben und keine weitere Fragen und Probleme mit dem Stoff haben, aus dem Unterricht zu entlassen, was gesetzlich derzeit nicht möglich ist. Außerdem gibt es viele organisatorisch unklare Rahmenbedingungen, was leider auch innovative Prozesse ausbremst. Aber insgesamt hat der Tag sich gelohnt, um über den Tellerrand zu schauen. Die Nutzung von i-Pads finde ich ziemlich spannend vom rein technisch-didaktischen Gesichtspunkt und ich konnte auch viele neue Erfahrungen mit den Geräten sammeln. Die Gegenargumente sind hinlänglich bekannt, Kosten und Apple…

 

Okt 242010
 

Anfang November hat der Film „Plug & P(r)ay“ Deutschlandpremiere, wurde gerade über unsere Lehramt-Informatik Mailingliste verkündet.

Der Film setzt sich kritisch mit Technologie, vor allem im Bereich Robotik auseinander und lässt als Dokumentation neben dem bekannten kürzlich verstorbenen technik- und gesellschaftskritischen Joseph Weizenbaum auch Akteure, die völlig technikeuphorisch „das System Mensch durch künstliche Intelligenz überholen“ oder „Menschen mit Maschinen verbinden, um biologische Unzulänglichkeiten abbauen“ wollen (sinngemäße Aussagen fallen im Trailer zum Film) zu Wort kommen.

In der Tat ist die Militarisierung und Verschmelzung von Robotertechnologie, Nano-Wissenschaften mit IT und Psychologie stark gewachsen und ermöglicht Dinge, die sich wie Science-Fiction anhören. So präsentiert einer der Protagonisten im Film stolz sein Android-Double, das er dann seinem Kind zuhause zum Spielen vorsetzen möchte, wenn er länger mit Arbeiten beschäftigt ist und werden „emotionale“ Maschinen konstruiert, die einsamen Menschen „Nähe“ vermitteln sollen. Ein Thema, mit dem ich mich vor einigen Jahren schon einmal zu Beginn meines Studiums beschäftigt hatte (pdf zum Vortrag „Möglichkeiten der Robotik in Bildung und Erziehung“)

Zur Militarisierung gibt es zahlreiche informative Artikel bei heise.de, unter anderem folgende:

Die Maschinen entwaffnen – Rüstungskontrolle für Militärroboter gefordert,

Bedrohen die Roboter Mensch und Gesellschaft?

Dies sind alles Themen, die in Zukunft vermutlich noch an Gewicht gewinnen werden, wenn Technikeuphemisten in sämtlichen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens eingreifen wollen, aber sicher kein fatalistischer Gang der Geschichte, sondern eine Frage der gesellschaftlichen Aushandlung.

Die offizielle Homepage zum Film: http://www.plugandpray-film.de/

Hier einige Reviews und Kommentare aus Amerika zum Film:

http://www.viff.org/tixSYS/2010/xslguide/eventnote.php?EventNumber=1758

http://www.siff.net/festival/film/detail.aspx?id=40537&FID=166

Aug 082010
 

Bei meinen Recherchen zur Abschlussarbeit in der Informatik bin ich auf das Buch „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“ von Joseph Weizenbaum gestoßen. Mein Thema hat auf den ersten Blick wenig mit den Inhalten dieses Buches zu tun, geht es doch um webbasierte Lernwerkzeuge und universitäre Lehre, IT Strategien und Nutzungsevaluationen.

Dennoch stoße ich bei der Aufarbeitung von Softwarenutzung, Lehre und Management immer wieder auf Aspekte, die das Verständnis von Technik, Technologie und menschliches Verhalten betreffen. Der Versuch der Verwaltbarkeit von Bildung durch restriktive Formen, die „Kritik an der Software“ oder „Kritik am Gerät“ anstelle der Kritik an dahinterliegenden Konzepte und Akteur/innen, die gesellschaftlichen Dimensionen der Einbettung von Software in große Organisationsstrukturen sind Themen, die dieses Buch grundlegender hinterfragen hilft. Auch im unternehmerischen Bereich mit den diversen „Management“ Aspekten wird immer wieder deutlich, dass viele der Gründe für ungenutzte Potentiale von IT und v0n Brüchen in der Techniknutzung allgemein eher sozialer als technischer Art sind. Wesentliche Themen für Weizenbaum sind die Entwicklung und Sichten auf Technik, Antimilitarismus und die Zurückweisung von Allmachtsphantasien und Technokratie aber auch die Reduzierung der (Informations)Technik auf menschlich und ideologisch gefertigte Dinge, die nur das manifestieren (können), was die dahinterliegenden Interessen ihnen vorgeben.

Vom Buchrücken zitiert:

Ich plädiere für den rationalen Einsatz der Naturwissenschaften und Technik, nicht für eine Mystifikation und erst recht nicht für deren Preisgabe. Ich fordere die Einführung eines ethischen Denkens in die naturwissenschaftliche Planung. Ich bekämpfe den Imperialismus der instrumentellen Vernunft, nicht die Vernunft an sich.

(Joseph Weizenbaum)

Die Universität Duisburg-Essen hat eine Reihe von Videoclips mit Joseph Weizenbaum nicht nur aber auch zu Themen des Buches im Jahre 2002 erstellt und veröffentlicht. Im Wesentlichen redet er in den Clips über seinen Lebensgang und die Entwicklung der IT. Leider sind die einzelnen Clips nicht thematisch überschaubar und die Tonqualität mäßig.
Auch bin ich auf eine Unterrichtsbeschreibung zum Buch gestoßen, der in einer 11.Klasse eines Gymnasiums durchgeführt wurde.

Da ich allerdings meine Arbeit sinnvoll eingrenzen sollte, erwähne ich diese Gedanken nur am Rande. Allerdings zeigt diese Person, die leider vor einigen Jahren verstorben ist, wie eng Informatik und Gesellschaft verzahnt sind und wie wichtig die Beschäftigung mit den Wechselwirkungen auch in der informatischen Bildung ist.