Jan 072017
 

Ich habe mein in der Broschüre „Standhalten“ veröffentlichtes Material zu Weltsprachen und Statistik in einer leistungsstarken 7.Klasse ausprobiert, um Themen der deskriptiven Statistik wie „Stichprobe“ und „Grundgesamtheit“ zu wiederholen sowie Themen der Prozentrechnung aufzugreifen und verschiedene Darstellungsformen anhand einer Tabellenkalkulationssoftware zu üben. Zu meinem geplanten zweiten Block mit den gefärbten Weltkarten bin ich noch nicht gekommen, da wir zunächst eine Klassenarbeit schreiben mussten und diese eine gründliche Wiederholung voraussetzte. Das veröffentlichte Konzept und Material befindet sich weiter unten als pdf/doc-Anhang.

Die beiden Kompetenzen, die ich im Material benannte habe, die eine Annäherung an eine rassismuskritische Sichtweise darstellen sind die folgenden:

  • SuS können anhand des Themas Sprache Uneindeutigkeiten und Mehrfachzugehörigkeiten in globalen Gesellschaften benennen.

  • SuS können am Beispiel Weltsprache erläutern, das mathematische Erhebungen nicht rein objektiv sind, sondern immer bestimmten Prämissen bzw. gesetzten Voraussetzungen unterliegen und somit auch eine gesellschaftliche Dimension haben.

Die zweite Kompetenz sehe ich mehr als einen Prozess, der anhand verschiedener Aufgaben und Problemstellungen und bestenfalls Projekte immer wieder betont werden sollte. Mathematik besteht im Verständnis der Schüler_innen überwiegend aus formal gesetzten Regeln, objektiven Maßstäben und die gesellschaftlichen Dimensionen spielen höchstens in Form von mehr oder weniger „realistischen“ Textaufgaben im klassischen Mathematikunterricht ganz am Rande eine Rolle.

Uneindeutigkeiten und Mathematik erscheinen vielen Schüler_innen geradezu als Gegensatz. Vermutlich ist das auch ein Grund, weshalb fächerübergreifende und -verbindene Projekte nach meiner Erfahrung in Schule eher die Ausnahme bilden. Modellierung ist in der Lehrer_innen-Ausbildung gefragt, aber im Schulalltag kaum präsent. Ein Grund ist sicher, dass das Bearbeiten realer, im kontext eingebetteter Probleme nicht nur einen Umbau von Mathematik-Unterricht mit dementsprechendem Arbeitsaufwand für alle Beteiligten bedeutet, sondern auch, dass Zeiträume für das selbstständige Arbeiten der Schüler_innen bereitgestellt werden müssen.

Genau hier zeigt sich in meiner Praxis eine der Hürden, größere, projektorientierte mathematische Vorhaben anzugehen. Meine Mathestunden sind begrenzt und viele Themen und Inhalte laufen mir davon, wenn ich mehrere Doppelstunden auf ein Kontext-„Experiment“ verwende. Eine Überlegung wäre ein Projekthalbtag o.ä., um in Ruhe auch Zeit für Recherchen und weitergehende Fragen zu haben. Dies ist nicht unmöglich – eine ähnliche Aktivität bieten z.B. die mathematischen Stadtspaziergänge, die an der Universität Hamburg entwickelt wurden und sich über etwa vier Schulstunden am Stück ziehen. Hier kommt es sicher auf Wohlwollen der Schulleitung für Projekte an und auf ein motiviertes (Mathe)Kollegium.

Anhand von Äußerungen und dem Verlauf des Unterrichtsgespräches über die Bedeutung von Weltsprachen, Statistiken und Uneindeutigkeiten wurde aber deutlich, dass meine Schüler_innen den Kontext keineswegs „unmathematisch“ oder unpassend fanden, wie ich vermutet hatte (Nach dem von mir erwarteten Motto: „Warum machen wir kein richtiges Mathe-Thema“) sondern weckte Neugier und Interesse. Einige Schüler_innen informierten sich nebenbei, wo welche Sprache gesprochen wird und wir sprachen auch über Kolonialismus. Vermutlich wäre die Diskussion in einem älteren Jahrgang tiefergehender gewesen, aber je nach Schule ist der innermathematische Gehalt des Unterrichtsvorhabens vielleicht doch eher für eine 7.Klasse geeignet als für Klasse 8 oder 9.

Inwieweit hat nun ein solcher Mathematik-Unterricht etwas mit Rassismuskritik zu tun? Meine allgemeinen Überlegungen zur Verknüpfung beider Themen habe ich in einem einleitenden Artikel in o.g. Broschüre dargestellt, diese hänge ich ebenfalls als pdf an. Eine schöne Ergänzung zu diesem Thema habe ich auf Zeit-online unter „Wenn auf der Welt nur 100 Menschen lebten“ gefunden und dies meinen Schüler_innen im Anschluss an die Weltsprachen-Statistik zur Diskussion gestellt. Soziale Fragen werden mathematisch unterfüttert, visualisiert und bereichert. Eine Sensibilisierung Jugendlicher für die gesellschaftliche Komplexität, die Mathematik versucht greifbarer zu machen (mit all ihren fachlichen Begrenztheiten!) kann nach meiner Auffassung einen Beitrag zu einem reflektierten, emanzipatorischen und auch rassismuskritischen Weltbild leisten.

Über kritische Anregungen und/oder Praxisberichte zu meinen Überlegungen und Materialien, insbesondere aus mathematikdidaktischer Sicht, freue ich mich!

Anhang:

Nov 082011
 

Ich hab letztes Wochenende auf der GI-Fachtagung das webbasierte Präsentationstool Prezi passiv miterlebt und mir gerade am Beispiel unserer „Unterrichts – Qualitätsstufen“ im Hauptseminar eine erste eigene kleine Präsentation erstellt, die hier zu finden ist: http://prezi.com/terigztkruh3/unterrichts-qualitatsstufen/

Nov 062011
 

Die diesjährige Tagung der SH-HILL Fachgruppe der Gesellschaft für Informatik (GI) fand in der Walddörfer-Stadtteilschule im Nordosten Hamburgs statt.

Nach einem Vortrag von Dr.Jens Gallenbacher zum Konzept von „Abenteuer Informatik“ (über das ich bereits vor einigen Tagen schrieb) am Beispiel von Kapazitätenregulierung und Wege in gerichteten Graphen gab es eine erste Workshopphase, in der ich mich über die Lernsoftware „Filius“ informierte. Continue reading »

Nov 032011
 

Seit dem 31.Oktober ist eine Wanderausstellung von Dr.Jens Gallenbacher im Billsted Center zu Gast, die „Fragen der Informatik im Alltag und der Wissenschaft Informatik“ (http://www.abenteuer-informatik.de/dieausstellung.html) anschaulich und experimentell darstellt und begreifen hilft. Angelehnt an das Buch „Abenteuer Informatik“, das informatische Konzepte ohne Computer didaktisch reduziert und mit Bastelbögen ausgestattet vorstellt, ist auch die Ausstellung mit Magnetbildern, Waagen, mit Sand gefüllten Farbtöpfen und anderen Materialien handhabbar gestaltet.

(Bild aus: http://www.abenteuer-informatik.de/tafeln.html)


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Aug 102010
 

Ich hab gerade ein Tool gefunden, dass mir sehr interessant erscheint, obwohl ich noch nicht weiß in welchem Zusammenhang ich es einmal einsetzen werde:

A Tour of MindMeister from MindMeister on Vimeo.I`ve just found a tool which seems very interesting to me eventhough i do not know yet in which context i am going to use it:

A Tour of MindMeister from MindMeister on Vimeo.